"Professor Birkmayer"
Stiftung fur Ungarische Parkinson-Kranke




Dr. Birkmayer wurde am 5. Mai 1910 in Wien geboren. Sein Ärztediplom erwarb er 1936 an der Wiener Universität. 1932 (als 22-Jahriger) trat er in die Nationale Sozialistische Partei ein und  wurde im September 1938 zum Unterleutnant ernannt. 1939 stellte sich heraus, dass er mit seinem Stammbaum keine reine arische Abstammung vorweisen kann. Deshalb wurde er als zweitrangiger Judenmischling eingestuft und im Dezember 1939 rausgeworfen. Seitdem arbeitete er als Arzt ohne Rang in der regulären Armee, wo junge, begabte Neurologen bei der Versorgung der Kriegsverletzten benötigt wurden.

 Im Jahre 1942 wurde er in Russland verletzt, deshalb kam er nach Wien zurück, wo er Chefarzt des Wiener Krankenhauses für Gehirnverletzte wurde. Zu Ende des Krieges im Jahre 1945 wurde er seiner Tätigkeit entbunden und konnte mit Hilfe des Bundes Sozialdemokratischer Akademiker seine Arztpraxis behalten. Zuverlässigen Quellen zufolge ist die Heilung von mehr als 3.000 Kranken mit seinem Namen verbunden.

 Indem er die Wichtigkeit erkannte, dass die neurologische Rehabilitation ein  separater und wichtiger Zweig der Nervenheilkunde ist, machte er sich an die Erforschung der sich im Gehirn abspielenden neurobiologisch reaktiven Mechanismen. Aufgrund seiner Beobachtungen kam er zu der Erkenntnis, dass die Verletzungen das Gleichgewicht der unterschiedlichen reaktiven Verbindungen oder der Neurotransmitter umstoßen, und das führt dazu, dass sich das Verhalten der Patienten oder ihre Symptome außerordentlich vielfältig manifestieren.

 Im Jahre 1953 begann sich seine Karriere in einem schnellen Tempo nach oben zu entwickeln. Seine herausragenden Ergebnisse auf dem Gebiet der Behandlung von Parkinson ließen in der Öffentlichkeit seine Vergangenheit bald vergessen, und bald wurde er zu einem der beliebten “Fernseh-Ärzte”

 Im Jahre 1960 verlagerte er den Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Behandlung von Parkinson. Zu der Zeit demonstrierte der Wiener Pharmakologe Dr. Hornykiewicz, dass im Gehirn der Parkinson-Erkrankten der Dopaminspiegel niedriger ist als normalerweise. Er und Dr. Carrlcon glaubten, dass der Stoff Levodopa ein Vorprodukt der Dopamin-Synthese ist und die Krankheit heilt..

 Dr. Hornykiewicz und Dr. Birkmayer begannen, die Parkinson-Erkrankten mit L-dopa zu behandeln. Ihre Studie publizierten sie im Jahre 1961. Da sich bald herausstellte, dass L-dopa bei den Erkrankten zahlreiche Nebenwirkungen verursachte, begannen sie mit der Erforschung des ZurÜckdrEngens der Nebenwirkungen.

 Die Forschungen liefen Über viele Jahre. In der Zwischenzeit beendete Georg, der Sohn des Professor Birkmayer, sein Arztstudium und schloss sich den Forschungen seines Vaters an. Im Jahre 1970 bahnte sich das erste Ergebnis der gemeinsamen Arbeit an, die Ausarbeitung des L-dopa-HeilprEparats mit dem Namen Lisuride. Lisuride stimuliert den Organismus, Kettenreaktionen auszufÜhren, als deren Resultat die Herstellung von Dopamin erfolgt. Das “Familienteam“ wurde bald auch durch andere Forscher erweitert, darunter auch der ungarische Professor József Knoll. Das Team publizierte im Jahre 1975 folgende Erfindung: das zellschÜtzende und alterungshemmende L-deprenyl., das bis zum heutigen Tag unter dem Namen Jumex, Sinemet usw. das auf der ganzen Welt am weitesten verbreitete, angewendete Parkinson-Medikament ist.
 Die große Entdeckung der achtziger Jahre war die Anwendung von nicotinamide adenine dinucleotide (NADH). NADH verlangsamt nicht nur die Fortentwicklung der Krankheit, sondern verringert die Erscheinungen der Krankheit und manchmal drEngt es diese auch zurÜck. Der erste Forschungsbericht Über die Ergebnisse der klinischen Tests der bei Parkinson intravenös angewendeten NADH-Behandlung erschien im Jahre 1987 und berichtete, dass die Behandlung von 450 Patienten innerhalb eines Jahres ein eindeutig nachweisbares positives Ergebnis vorwies.

 Die Pharmaunternehmen unterlagen bei den Versuchen zur Herstellung eigener NADH-PrEparate reihenweise Misserfolgen, da es ihnen nicht gelang, die sehr leichte, sich innerhalb weniger Stunden abbauende Verbindung zu stabilisieren oder es ergaben sich Kosten, die unbezahlbar hoch waren,

Was den Über einen riesigen Hintergrund an Forschern und Mitteln verfügenden Pharmaunternehmen nicht gelungen ist, das konnten die beiden Birkmayer bald darauf lösen. Sie arbeiteten ein billigeres NADH in Tablettenform aus, das ermöglichte, dass die Kranken nicht zur Infusion mussten und auch der Preis es einer breiteren Masse zugänglich machte. Das Forschungsergebnis erwies sich als stabil, und es entstand eine vom Körper leicht aufnehmbare, Über den Mund einzunehmende Tablette, deren Moleküle fähig waren, die Blut-Gehirn-Grenze zu Überschreiten. Der Name des weltweit patentierten Präparates wurde ENADA.

 Im April 1996 begann das pharmazeutische Zentrum der  Universität in Georgetown  auf den Ergebnissen der von ihm durchgeführten Kontrollversuche mit dem klinischen Test von ENADA beim chronischen Müdigkeitssyndrom (CFS) sowie im Juli 1996 bei Alzheimer.

 Die klinischen Tests wurden wegen eines unerwarteten Ereignisses unterbrochen. Einer der größten  Gestalten der Geschichte der Neurologie starb am 10. Dezember 1996 im Alter von 86 Jahren in Wien. Die Erinnerung an ihn wird in den kaum zu zahlenden Artikeln in den Fachzeitschriften, Studien und Büchern sowie den vielen tausend Kranken bewahrt, die ihm ihre Heilung oder einen Zurückgang der Erscheinungen zu verdanken haben. Ihm setzen wir mit unserer Stiftung, die mit dem Namen Professor Birkmayers benannt wurde, ein Andenken.